Freitag, 11. November 2005

Unkenrufe - Film nach einer Erzählung von Günter Grass

Was ältere deutsche Schauspieler betrifft, so fühle ich mich immer zwischen Matthias Habich und Armin Müller-Stahl hin und her gerissen. Völliger Blödsinn: Ich kann auch einfach zwei erste Plätze verteilen. Sie spielen beide oft in Literaturverfilmungen mit. Matthias Habich ist zur Zeit zusammen mit Krystyna Wanda in einer Verfilmung der Grass´schen Erzählung „Unkenrufe“ zu sehen. Ich kann Grass zwar kaum mehr lesen ( zu altväterlich im Ton, anders als Walser nicht zeitlos), aber im Kino anschauen gern. Ihm hat der Film auch gefallen: „Den Drehbuchautoren und dem Regisseuer ist es gelungen, die verschiedenen Handlungsstränge miteinander zu arrangieren, was schwierig ist. Ich bin damit zufrieden.“

Begeisterungsshow im Mainzer Südbahnhof

Die ersten Begeisterungsshows fanden 2004 im Kaffee Burger in Berlin statt. alle3 (Marc Degens, Torsten Franz und Frank Maleu) sprachen dort mit Gästen, spielten Musik und zeigten Videos. Sie betreiben das Internetfeuilleton www.satt.org und den Verlag SuKuLTuR, der letztes Jahr "Schöner Lesen"-Hefte in Süßwarenautomaten verkaufte. Die Begeisterungs-Show geht jetzt auf Tour und gastiert am 18. November auch in Mainz. alle3 erzählen von der Automatengeschichte und stellen satt.org vor.
Freitag, 18. November, Beginn: 21.00 Uhr, Schick & Schön, Südbahnhof Mainz, Eintritt: € 5,-

Writers in prison

Bekannte Autoren lesen am Dienstag, 15. November 2005 um 19.30 Texte inhaftierter Kollegen im Berliner Haus der Kulturen der Welt: Brigitte Burmeister, Ulrike Dräsner, Jenny Erpenbeck, Harald Hartung, Ursula Krechel, Gert Loschütz, Eva Menasse, Steffen Mensching, Ulrich Peltzer, Moritz Rinke, Peter Schneider und Lutz Seiler. Eine Solidaritätsveranstaltung vom Börsenverein und P.E.N. Deutschland zum Writers in Prison-Tag, der auf die kritische Situation verfolgter Autoren, Journalisten, Verleger und Buchhändler aufmerksam machen will.

Montag, 7. November 2005

Sigmund-Freud-Preis an Peter Sloterdijk

Ist Literazität eigentlich ein schreckliches Wort? Gemessen daran, wie schwer es auszusprechen ist, könnte man sagen: ja. Jedenfalls hält Philosoph Peter Sloterdijk sie für unverzichtbar – der an ihn verliehene Sigmund-Freud-Preis reflektiere die Einsicht, dass „eine gewisse Literarizität auch für die Artikulationen des zeitgenössischen Wissens konstitutiv ist". Laudator Boris Groys lobte den Reichtum an "Verzweigungen, komplizierten Denkbewegungen und ungewöhnlichen Assoziationsfeldern" in Sloterdijks Arbeiten. (Darmstadt)

Netzfund ...

... die Literaturnews von Ernst Probst aus Mainz.

Mittwoch, 2. November 2005

Rätsel: Wer hat das geschrieben (Buchanfang)

Von Amerika aus betrachtet, ist Zell ein winziger Punkt. Irgendwo mitten in Europa. Aber vom Pinzgau aus gesehen, ist Zell die Hauptstadt des Pinzgaus. Zehntausend Einwohner, dreißig Dreitausender, achtundfünfzig Lifte, ein See. Und ob du es glaubst oder nicht. Zwei Amerikaner sind letzten Dezember in Zell umgebracht worden. Aber jetzt pass auf.

Dienstag, 1. November 2005

Zitat des Tages

"Man muss lange leben, um ein Mensch zu werden."
Antoine de Saint-Exupéry

Gelungener Buchanfang 1

Es war der 15. Juni 1767, als Cosimo Piovasco di Rondo, mein Bruder, zum letzten Male in unserer Mitte saß.

Italo Calvino, Der Baron auf den Bäumen

Die von Weitem wie Fliegen aussehen

Ludwig Wittgenstein setzt sich in seiner Spätphilosophie mit dem Verhältnis zwischen Wahrheit und Spiel auseinander und nennt die Sprache und „die Tätigkeiten, die mit der Sprache verwoben sind“, Sprachspiele (1).


Hier sind dazu einige Beispiele:

- Befehlen und nach Befehlen handeln
- Beschreibungen eines Gegenstands nach dem Ansehen oder nach Messungen
- Herstellen eines Gegenstands nach einer Beschreibung oder einer Zeichnung
- Berichten eines Hergangs und über den Hergang Vermutungen anstellen
- eine Geschichte erfinden und lesen
- Theater spielen
- Reigen singen
- Rätsel raten
- einen Witz machen und erzählen
- ein angewandtes Rechenexempel lösen und
- von einer Sprache in die andere übersetzen.

Diese Aufzählung Wittgensteins erinnert an die Einteilung der Tiere in einer chinesischen Enzyklopädie, die Michel Foucault in seinem Buch „Die Ordnung die Dinge“ (2) nach Jorge Luis Borges zitiert:

- Tiere, die dem Kaiser gehören
- einbalsamierte Tiere
- gezähmte Tiere
- Milchschweine
- Sirenen
- Fabeltiere,
- herrenlose Hunde
- in diese Gruppierung gehörige Tiere
- Tiere, die sich wie Tolle gebärden,
- die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind
- und so weiter
- die den Wasserkrug zerbrochen haben und
- die von weitem wie Fliegen aussehen.

Daraus kann man ableiten, was einen Text interessant macht und wie einfach es ist, einen guten Text zu schreiben, wenn man nur mit dem Denken einen SPRUNG macht.

(1) Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus, Logisch-philosophische Abhandlung, Frankfurt a.M. 1979
(2) Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge, Frankfurt a.M. 1974

Sonntag, 30. Oktober 2005

„Das Schloss“ im Archivkino Caligari in Wiesbaden

Nächsten Sonntag um 20.30 Uhr zeigt das Archivkino Caligari in Wiesbaden einen Film nach dem Roman Das Schloss von Franz Kafka mit Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Frank Giering und Felix Eitner in einer Regie von Michael Haneke. Ich bin gespannt; diese Kafka-Verfilmung kenne ich noch nicht.

Nachlese Buchmesse

Die Buchmesse ist noch lange nicht vorbei. Zu Hause sitzt man jetzt über den mitgebrachten Verlagsprospekten und den Literaturbeilagen einschlägiger Zeitschriften. Auf den Bildband Bibliotheken von Candida Höfer (Schirmer/Mosel Verlag, München 2005) wurde ich zuerst in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam gemacht durch das doppelseitige Foto der Narodni knihovna (Nationalbibliothek) in Prag – besonders interessant für mich, weil ich gerade für einige Wochen in Prag war und diese und die beiden Bibliotheken des Kloster Strahovs gut kenne. Letzte Woche wurde der Band noch einmal in der Kulturzeit in 3.sat vorgestellt. Wunderbare Aufnahmen der Kölner Fotografin!

Lesung im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine

Heute abend lesen drei Autoren des Frankfurter Societäts-Verlags im Literaturhaus Clementine in der Frankfurter Straße/Ecke Wilhelmstraße aus ihren Krimis: der Wiesbadener Alexander Pfeiffer aus „Im Bauch der Stadt“, das Mainzer Autoren-Duo Jens Lossau und Jens Schumacher aus „Die Menschenseuche“ und der Frankfurter Polizeihauptkommissar Andres Schäfer aus „Mainhattan Ice.“
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, Beginn 18 Uhr.

About Orhan Pamuk

Ich selbst habe von dem neuen Friedenspreisträger Orhan Pamuk noch nichts gelesen, aber die Zeit bezeichnet ihn als einen Glücksfall. Mit nicht nachlassender Zuneigung beschreibe Pamuk seine Stadt Istanbul, schreibt Joachim Sartorius in seiner Laudatio, ihre Wärme und Verzweiflung; Pamuk habe ein brennendes Interesse an Menschen und Dingen und sein Blick auf die Welt sei scharf, mitunter ungemütlich, aber stets voller Anteilnahme. Einige Angaben über ihn findet man hier, eine Liste seiner Bücher hier.

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Leseland Hessen

Während der Frankfurter Buchmesse fand parallel die Veranstaltung Leseland Hessen statt mit dem Konzept, große Autoren in kleine Städte zu bringen. Die Bilanz, die der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, zog, war positiv: Mehr als 12.500 Besucher kamen zu den 140 Veranstaltungen. Das Literaturprogramm fand in Alsfeld, Bensheim, Büdingen, Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen, Hanau, Hofheim-Diedenbergen, Homberg (Ohm), Kassel, Kronberg, Limburg, Marburg, Michelstadt, Offenbach und Rodgau statt.
(Mehr ...)

Wiesbadener Krimiherbst

Ab morgen bis zum 25. November findet in Wiesbaden wieder der Krimiherbst mit Lesungen, Theater und Events statt. Höhepunkt ist die Verleihung des Frauenkrimipreises Agathe am 25. November in der Caligari FilmBühne, der mit 5500 Euro dotiert ist. Nominiert sind Sabina Altermatt mit Verrat in Zürich West, Sabine Deitmer mit Scharfe Striche, Edith Kneifl mit Kinder der Medusa, Christine Lehmann mit Harte Schule und Felicitas Mayall mit Nacht der Stachelschweine.

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